Von Aaron über Abraham…

…bis hin zu Zachäus oder auch Zippora – in der Bibel gibt es unfassbar viele Personen, deren Namen ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Viele von ihnen kennen wir genauer, da wir ihre Geschichten schon oft gehört und gelesen haben.. Allen voran natürlich Jesus, dessen Geburt uns grad zu Weihnachten erst beschäftigt hat. Oder Maria, seine Mutter, die diesem Gottessohn das Leben schenken durfte. Noah, der in Gottes Auftrag ein riesiges Schiff gebaut hat, auf dem er die Vielfalt der Tiere vor der Sintflut retten konnte. Mose, der das Volk Israel aus Ägypten geführt hat. Josef, den seine Brüder für ein paar Taler an eine Karawane verkauften. Paulus, der Briefeschreiber. Sem, Ham, Ruth, Lydia, Sarah, Abraham, Benjamin – den einen Namen wissen wir sofort zuzuordnen, bei dem anderen müssen wir vielleicht nochmal nachlesen.

In dieser Woche war Chris Eggermann wieder einmal in unseren Gruppen zu Besuch – diesen Namen kennen mittlerweile alle bei uns in der Kita. Diesmal hat er für die Kinder eine Geschichte zur Jahreslosung mitgebracht. Jede seiner kleinen Biegefiguren bekam einen Namen und die Geschichte konnte starten.

Den Mann mit der Augenbinde habt ihr vielleicht sofort erkannt, denn er ist sicherlich der bekannteste Blinde aus der Bibel – Bartimäus. Dieser Bartimäus saß jeden Tag am Stadttor von Jerusalem. Eine nicht mehr ganz neue und vielleicht auch nicht mehr ganz saubere Augenbinde schützte seine empfindlichen Augen vor dem Staub hier auf dem Boden und vor dem doch sehr hellen, fast schon blendendem Sonnenlicht. Hell und Dunkel konnte er vielleicht noch unterscheiden, aber die vielen, an ihm vorbeiziehenden Menschen waren für ihn nur schemenhaft zu erkennen. Manche waren freundlich und gaben ihm ein paar Scherflein, damit er sich etwas zu essen kaufen konnte. Sehr selten war es mal ein Denar. Aber nie reichte es für ein wirklich gutes Essen. Manchmal wurde er auch einfach nur beschimpft, er sei faul, warum er nicht arbeiten gehe. Wie gerne würde er arbeiten, nicht auf die Almosen anderer angewiesen sein, sein eigenes Leben gestalten und finanzieren. Er mochte es nicht, wenn Menschen abweisend zu ihm waren. Er konnte doch nichts für seine Blindheit.

Immerhin hatte er auch ein paar Freunde. Johanna, hier ganz in Pink gekleidet, war sehr oft an seiner Seite. Sie mochte ihn, weil er immer viel erzählen konnte, sich die tollsten Geschichten ausdachte und sehr freundlich war. Simon war als Hirte oft mit seiner Herde auf den Feldern um Jerusalem unterwegs und schaute, wann immer es ihm möglich war, bei Bartimäus am Stadttor vorbei. Am liebsten schlich er sich hierbei von hinten heran, um ihn zu erschrecken, aber sie hatten beide viel Spaß dabei. Dann gab es noch Matthias. Schon an seiner Kleidung konnte man sehen, dass er mehr Denar hatte, als die anderen Freunde zusammen, er war immer da, konnte immer aushelfen, wenn ein Brot gekauft werden musste und wusste immer, was in der Stadt besonderes geschehen war. Kein Wunder, dass auch er es diesmal war, der den Freunden von der größten Neuigkeit erzählen konnte – Jesus war in der Stadt! Vieles hatten sie schon von ihm gehört und wollten so schnell wie möglich dorthin, wo er gesehen wurde. Nur Bartimäus zögerte. Jesus? Was wollte denn er von Jesus? Würde der ihn überhaupt beachten? Und wie sollte er sich bemerkbar machen, denn er konnte die Menge der Menschen hören, die alle zu Jesus unterwegs waren. Sie würden ihn eh nur schieben und wegdrängen. „Ruf ihn einfach!“, machte Simon ihm Mut. Rufen? „Jesus“, war ganz leise zu hören. Und noch einmal „Jesus.“ Die Menschenmenge war einfach zu laut. Also rief er zusammen mit seinen Freunden (- und den Kindern der Gruppen -) ganz laut den Namen, den wirklich jeder kannte: „JESUS!!!“ – und tatsächlich drehte Jesus sich scheinbar in seine Richtung und Bartimäus hörte seine Schritte durch den trockenen Sand von Jerusalem näher kommen. Nicht weit von ihm blieb er stehen und mit ihm auch die Menschenmenge. „Warum rufst du meinen Namen? Was soll ich für dich tun?“, wollte Jesus von Bartimäus wissen. „Ich würd so gerne sehen, dich sehen, meine Freunde sehen, meine Stadt sehen, das Leben sehen…“, antwortete dieser zögernd. Jesus ließ Johanna die Binde von den blinden Augen nehmen und froh und dankbar fiel Bartimäus Jesus in die Arme. Er konnte sehen, er konnte seinen Retter wirklich sehen. Er konnte seine Freunde sehen. Er konnte die staunenden Menschen sehen, die dieses Wunder miterleben durften.

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen! Wer mich bittet, dem werde ich geben, was er braucht.“

Worte, die Jesus zu Bartimäus gesagt haben könnte. Wie sie auch in der Jahreslosung stehen. Jesus erfüllt nicht wahllos Wünsche, aber er erkennt Glauben und wahre Not. Er erfüllt die Sehnsucht des blinden Mannes und schenkt ihm ein neues, ein anderes Leben. Ja – die Geschichte ist gegenüber der Bibel ausgeschmückt und ein wenig anders erzählt, aber die Kinder mögen die Vorstellung, dass auch der blinde Mann Freunde und Freundinnen hatte. Sie finden es klasse, wenn Geschichten mit Bildern oder Figuren erzählt werden. Sie sehen, was passiert. Sie sind mit Rufen Teil dieser Geschichte. Es ist wunderbar, wenn Chris uns besucht, mit uns Andachten oder Gottesdienste feiert, wenn er uns Geschichten und Bilder mitbringt oder sogar selbst Teil einer Geschichte ist, so wie im Dezember, als er als Hirte Simon in unsere Gruppen kam. Vielen Dank dafür noch einmal an dieser Stelle.

In den nächsten Wochen werden wir uns im religionspädagogischen Projekt auch noch mit anderen Personen aus der Bibel beschäftigen, und dann werden uns auch Namen begegnen, die wir vielleicht noch nicht so oft gehört haben. Eure Kinder werden sicher davon berichten und euch vielleicht auch neugierig machen, selbst mal auf die Suche nach Namen und Personen zu gehen…

Ich bin ein Bibelentdecker,
ja, ich will es wissen,
ein Bibelentdecker, dem Geheimnis auf der Spur,
ein Bibelentdecker, will suchen und finden,
ein Bibelentdecker auf Tour.

Meine Tour führt mich heute durch Geschichten,
ich komme aus dem Staunen nicht heraus.
Ich lese in Briefen und Gedichten, hier und auch zu Haus.

Meine Tour führt mich heute zu Personen,
die haben was mit Gott erlebt.
Ich lese von Fischern und Spionen,
und bin gespannt wie’s weitergeht.

Meine Tour führt mich durch zwei Testamente,
da bleibt mir der Mund offen steh’n.
Kinder Gottes erleben eine Menge, das lass ich mir nicht entgeh’n.