Warmherzig…

…ist wohl eher das Wort, mit dem die Kinder und auch wir etwas anfangen können.

Wenn etwas „warm“ ist, haben wir sofort die Vorstellung, dass es gemütlich ist, wohlig warm. Wir denken an Sommer und Sonne. Oder an eine warme, kuschelige Wolldecke, wenn es draußen schneit und stürmt. Ein warmer oder gar heißer Tee, wenn man sich nicht gut fühlt. Mamas oder Papas große, warme Hand, wenn die kleine, kalte, ängstliche Kinderhand sich anschmiegt.  Wenn jemand warmherzig ist, dann ist er liebevoll, denkt oft an andere, ist hilfsbereit, vertrauenswürdig und gerngesehen.

Und was bedeutet dann „barmherzig“?  Laut Wörterbuch meint es „aus Mitleid und Mitgefühl helfend; Armut oder Leiden zu lindern suchend“.

Jedem fällt hier wahrscheinlich die Geschichte vom barmherzigen Samariter ein, die wir in Lukas 10, Vers 30-37 finden:

Ein Mann wanderte von Jerusalem nach Jericho. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn zusammen, plünderten ihn aus und ließen ihn anschließend halbtot am Rand des Weges liegen. Dann liefen sie davon. Ein Priester kam vorbei, sah den Mann liegen und ging schnell weiter. Genauso machte es ein Tempeldiener; er sah den verletzten Mann und beeilte sich fortzukommen. Aber dann kam ein Samariter vorbei, einer, der von vielen verachtet wurde. Als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er säuberte die Wunden, verband sie, hob den Mann auf seinen Esel und brachte ihn zu einem Gasthof. Dort versorgte er den Kranken, so gut er konnte. Als er am nächsten Tag weiterreisen musste, gab er dem Wirt zwei Silberstücke und bat ihn: „Pflege den Mann gesund! Wenn das Geld nicht reicht, bezahle ich dir den Rest auf der Rückreise.“

Mit dieser Geschichte kann man den Kindern ziemlich gut erklären, worum es bei Barmherzigkeit geht. Mit dem anderen mitleiden, Mitgefühl und Sorge zeigen. Das Wohl des anderen im Blick haben und nicht den eigenen Ruf – wie der Priester und der Tempeldiener – oder vielleicht die Angst, die Räuber könnten noch in der Nähe sein, in den Vordergrund stellen. Wenn jemand Hilfe benötigt, dann bekommt er Hilfe und wir fragen nicht danach, ob er sie verdient hat oder mir zurückgeben kann, was ich investiere. Der Samariter hilft, ohne zu fragen, er handelt, ohne abzuwägen und  er gibt, ohne später abzurechnen.

Jesus erzählt dieses Gleichnis, diese Geschichte, als er gefragt wird, was man denn als Mensch tun könnte, wie man denn leben solle, um das ewige Leben bei Gott zu erreichen. Jesus verweist auf das Gesetzt, auf die Gebote, und er gibt den Menschen um sich herum in diesem Moment ein weiteres Gebot für ihr Leben mit. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt – und deinen Nächsten wie dich selbst!“  Die Nächstenliebe, die Liebe und Aufmerksamkeit für den Mitmenschen, stand vorher nicht so deutlich in den Geboten, die Gott Mose damals für das Volk Israel als Gesetzt gegeben hatte. Aber dieses neue Gebot, das sogenannte Doppelgebot der Liebe, beschreibt ziemlich genau das, was Jesus uns vorgelebt hat. Er hat immer die Mitmenschen im Blick gehabt, er hat geholfen und geheilt, ohne auf das zu achten, was die anderen Menschen dadurch über ihn sagen. Er hat sich und seine Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt, um für andere da zu sein.

Das bedeutet nicht, dass wir völlig selbstvergessen nur für andere da sein sollen, dass wir all unser Geld und unseren Besitz für andere opfern, dass wir selbst keine Wünsche haben dürfen. Aber es sagt uns, dass wir den anderen nicht aus dem Blick verlieren sollen, dass wir anderen etwas Gutes tun, ohne etwas dafür zu bekommen, dass wir helfen, wo Hilfe gebraucht wird, dass wir nicht verurteilen, nicht nachtragend sind. Egal, wer mein Gegenüber ist, ich sollte ihn so behandeln und sehen, wie ich es auch von anderen mir gegenüber erwarte.

Der Text der Jahreslosung steht etwas weiter vorne im Lukas Evangelium, aber er besagt eigentlich genau das – So wie Gott uns sieht und so wie Gott uns liebt und verzeiht, wie er uns zur Seite steht und uns hilft, so können und sollten auch wir unseren Mitmenschen entgegentreten. Und Gottes Barmherzigkeit fragt niemals, was sie dafür zurückbekommt.

Gibt es ein besseres Bild dafür, als dieses kalte Schneeherz in den wärmenden Handschuh-Händen?

Liebevoll und sorgfältig erdacht und geformt, so wie unser Leben…

Behutsam gehalten und geschützt, so wie unser Leben…

Und doch auch vergänglich, so wie unser Leben…

Wir wünschen all unseren Kita Familien und Freunden ein ebenso wunderbares, liebevolles und gesegnetes Jahr 2021.