Zwei Männer waren unterwegs…

…aber immer wieder blieben sie stehen, sahen sich ratlos an. Sie waren auf dem Weg nach Hause. Emmaus hieß das Dorf, aus dem sie stammten. Aber es war keine frohe Heimkehr. Nacht war es geworden. Nicht nur am Himmel, sondern auch in ihren Herzen. Vor Monaten waren sie voller Freude mit Jesus weggezogen. Sie hatten viel von ihm erwartet. Jesus aus Nazareth hatte bei ihnen im Dorf von Gott erzählt und Menschen geholfen, sie getröstet und manche sogar gesund gemacht. Wie Jesus lebte, was er tat und sagte – sie konnten erleben, dass Gott mit ihm war. Deshalb hatten sie ihre Hoffnung auf ihn gesetzt. Er musste doch der verheißene Retter sein, auf den ganz Israel wartete. Und nun – nun war ihre ganze Hoffnung zerbrochen.

Vor zwei Tagen war Jesus gestorben, wie ein Verbrecher. Noch standen die Kreuze auf dem Hügel Golgatha. Wo war nun Gott? War alles nur Einbildung gewesen? Es gab für sie keine Hoffnung mehr. Und so machten die zwei Jünger sich wieder auf, langsam und bedrückt. Immer wieder fragten sie sich: „Warum das alles?“

Da begegnete ihnen ein Fremder auf dem Weg und ging mit ihnen. Er stellte Fragen, hatte Interesse. Nach und nach begannen die beiden zu erzählen, was sie beschäftigte. Bruchstücke tauchten in ihrere Erinnerung auf. Vielleicht war doch nicht alles umsonst. Vielleicht war die Hoffnung nicht zerbrochen, nur verändert. Vielleicht ging der Weg doch noch weiter. Die beiden Männer waren noch immer traurig und ratlos. Aber sie spürten, dass etwas anders geworden war. Ihr Dunkel und ihre Trauer waren nicht mehr so stark, seit der Fremde bei ihnen war.

Spät kamen sie in Emmaus an und es begann bereits zu dämmern. Da baten sie den Fremden: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden.“ Er trat mit ihnen ins Haus. Sie setzten sich an den Tisch, um miteinander zu essen. Da nahm der Fremde das Brot und den Wein und teilte aus. Es war grad so, als ob er der Hausherr, der Gastgeber wäre. Kam ihnen das nicht bekannt vor? Wie oft hatte Jesus das in ihrer Runde getan! Wie oft hatten sie mit ihm gefeiert, gegessen und getrunken! Wie oft hatte er Geschichten erzählt und das Reich Gottes mit einem Festmahl verglichen, zu dem alle eingeladen sind! Und sie erinnerten sich an das letzte Mahl, schon vom Abschied überschattet, an ihre Angst und an seine tröstenden und doch so rätselhaften Worte. Wie oft hatten sie so seine Nähe und Gemeinschaft erfahren! Wie oft hatten sie gespürt, dass Gott da ist, ein Stück Himmel schon hier auf Erden!

Und da gingen ihnen die Augen auf. Wie konnten sie nur so blind gewesen sein, dass sie nicht bemerkt hatten: Jesus selbst war mit uns unterwegs. Nur er konnte uns die Schrift so auslegen. Er hat Licht in unsere Traurigkeit, in unsere Zweifel und Fragen gebracht. Und unsere Herzen haben gebrannt. Und doch haben wir ihn erst beim Essen, im Abendmahl erkannt. Sie spürten: Christus ist stärker als der Tod. Er hat dem Tod die Macht genommen – deshalb ist der Tod nicht das Ende. Darum konnten sie wieder hoffen. Neu gestärkt gingen die beiden zurück nach Jerusalem. Ja, sie rannten beinahe. Sie wollten ihre Freude und ihre neu gewonnene Hoffnung mit den anderen teilen, mit ihnen feiern und Gott loben.

(aus „Die Kinder Themen Bibel“ der Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart von 2017)